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AutorenbildMario Dieringer

Die Rolle der Familie bei der Gestaltung der Trauerrede




Wenn die Familie bei der Trauerrede mitwirkt, wird aus dem Abschied auch ein Lebensfest
Ohne die Mitwirkung der Familie schreibt man nur selten eine gute Trauerrede

Die Gestaltung einer Trauerrede ist immer eine sehr persönliche und emotionale Aufgabe, die einen tiefen Einblick in das Leben des Verstorbenen gewährt. Doch oft wird unterschätzt, wie wichtig die Rolle der Familie in diesem Prozess ist. Denn die Familie kennt den Verstorbenen am besten und kann wertvolle Einblicke geben, die eine Trauerrede besonders authentisch und berührend machen. In diesem Beitrag gehe ich auf die Bedeutung der Familie bei der Gestaltung der Trauerrede ein und zeigen, wie ein Abschied durch familiäre Einflüsse würdevoll gestaltet werden kann.


Familiengeschichte und persönliche Erinnerungen einbinden

Die Familie hat einen entscheidenden Einfluss darauf, welche Aspekte des Lebens des Verstorbenen in der Trauerrede hervorgehoben werden sollen. Gemeinsame Erlebnisse, prägende Ereignisse oder persönliche Eigenheiten des Verstorbenen können oft nur von der Familie detailliert beschrieben werden. Diese persönlichen Anekdoten machen die Trauerrede einzigartig und berühren die Trauergemeinschaft auf einer tiefen emotionalen Ebene. Sie ermöglichen es, den Verstorbenen als Mensch in all seinen Facetten darzustellen und ein lebendiges Bild von ihm zu vermitteln. Dazu gehört auch, dass Verstorbene nicht nur "heilig gesprochen" werden. Mitunter wird im Gespräch schnell klar, wenn die oder der Verstorbene nicht zu den Guten zählte. Auch das darf in einer Trauerredner seinen Platz finden. Dazu gehört viel Fingerspitzengefühl, denn eines sollte man nicht: abrechnen. Die Trauerfeier ist kein Ort der Abrechnung, sondern ermöglicht das Verzeihen auf einer völlig anderen Ebene, für die man als Redner den Grund bereiten sollte.


Den Ton und die Atmosphäre festlegen

Die Gestaltung der Trauerrede ist nicht nur eine Frage des Inhalts, sondern auch des Tons. Die Familie kann entscheidend dazu beitragen, die richtige Atmosphäre für den Abschied zu schaffen. Soll die Rede eher ernst und formell oder vielleicht etwas humorvoller und leichter sein? War der Verstorbene ein humorvoller Mensch, der gerne lachte, oder jemand, der die Stille und den Rückzug schätzte? Diese Fragen können nur von den engsten Angehörigen beantwortet werden, da sie den Verstorbenen am besten kennen. Der Ton der Trauerrede sollte den Charakter des Verstorbenen widerspiegeln und der Familie helfen, auf eine Weise Abschied zu nehmen, die zu ihrer Erinnerung passt.


Gemeinsame Werte und religiöse Überzeugungen

Die Familie spielt eine zentrale Rolle, wenn es darum geht, gemeinsame Werte oder religiöse Überzeugungen in die Trauerrede einfließen zu lassen. Viele Familien haben bestimmte Rituale, Traditionen oder Glaubenssätze, die im Rahmen der Trauerfeier eine besondere Bedeutung haben. Die Gestaltung der Trauerrede sollte diese Überzeugungen berücksichtigen und ihnen Raum geben. Ob es sich um einen religiösen Bezug handelt, der den Trost des Glaubens vermittelt, oder um weltliche Werte, die das Leben des Verstorbenen geprägt haben – diese Aspekte sollten in der Rede angemessen reflektiert werden.


Die Familie aktiv einbinden

Manchmal möchte die Familie selbst aktiv an der Gestaltung der Trauerrede mitwirken. Das kann bedeuten, dass Familienmitglieder eigene Worte vorbereiten oder bestimmte Textpassagen beisteuern, die sie persönlich vortragen möchten. Diese persönliche Beteiligung kann für die Angehörigen eine wichtige Möglichkeit sein, Abschied zu nehmen. Es bietet ihnen die Gelegenheit, eigene Gedanken, Erinnerungen und Gefühle zu teilen und die Rede so noch persönlicher und authentischer zu gestalten. Ich hatte in den letzten Jahren oft Trauerfeiern auf denen ich mich mit Angehörigen als Redner abgewechselt habe. Für mich persönlich ist es perfekt und schön zu sehen, wenn die Liebsten selbst zum Abschied etwas sagen. Dabei ist es unerheblich, ob es drei Minuten lang ist oder nur ein Wort.


Rücksicht auf die Trauer der Familie nehmen

Während die Familie oft eine wichtige Quelle für die Gestaltung der Trauerrede ist, sollte auch bedacht werden, dass die Angehörigen sich in einer extrem belastenden Situation befinden. Ein sensibler Umgang mit den Wünschen und Bedürfnissen der Familie ist daher unerlässlich. Trauerredner sollten empathisch zuhören und versuchen, die Gefühle der Familie in den Mittelpunkt der Rede zu stellen. Gleichzeitig kann es hilfreich sein, den Angehörigen den Druck zu nehmen, indem man ihnen beratend zur Seite steht und ihnen die Möglichkeit gibt, auch stiller Teil des Prozesses zu sein, wenn ihnen der Schmerz zu groß ist.


Die Bedeutung des Abschieds für die Familie

Eine Trauerrede ist nicht nur ein Rückblick auf das Leben des Verstorbenen, sondern auch ein wichtiger Schritt im Trauerprozess der Familie. Sie gibt den Angehörigen die Möglichkeit, sich in einem feierlichen Rahmen zu verabschieden und den ersten Schritt in Richtung Heilung zu gehen. Die Familie und die Trauerrede sind deshalb eng miteinander verwoben: Je mehr die Familie in die Gestaltung eingebunden wird, desto authentischer und tröstender kann die Trauerrede wirken.



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